Horst Wolf
Verhaltensorientierte Prävention

Angriffe auf Ärztinnen, Ärzte und Praxispersonal

1. Ich möchte, dass das ärztliche und medizinische Personal kein Opfer einer Straftat werden!

2. Zeitungsüberschrift
"Deutsche gehen gerne zum Arzt“

3. Feindbild Ärztinnen, Ärzte und Praxispersonal in Arztpraxen!
•Sie wollen helfen und heilen und werden aber immer öfter Opfer von Gewalt!
•Die Zahl der Angriffe ist in den letzten Jahren gestiegen!
•Aus den Helden der Corona-Pandemie sind offenbar Opfer geworden!
•Aggressivität und Gewalt gegen Gesundheitspersonal ist nichts Neues!
•Es darf nicht zur Normalität werden!
•Es darf gesellschaftlich nicht länger ignoriert werden!
•Schon scheinbar unbedeutende, aber wiederholte verbale Attacken durch Patienten können traumatisieren.
•Jeder fühlt die Angriffe unterschiedlich!
•Es sind sehr viele Frauen betroffen!
•Die Arbeitgeber sind "Frauenarbeitgeber"!
•Kann hierdurch ein Personalproblem entstehen?

4. Angst!
•Kann der Arbeitsplatz zu einem Angstraum oder Angstort werden?
•Als Folge einer Tat, ist dies möglich!

5. Statistik!
•Insgesamt erleben Frauen (41 Prozent) häufiger psychische Gewalt bei der Arbeit als Männer (32 Prozent).
•Auch aus Scham und aus Furcht, den Ruf der Arztpraxis zu schädigen, sprechen viele Betroffene ungern über Konflikte mit aggressiven Patientinnen und Patienten.

6. Soziale Brennpunkte!
•Hier ist die Wahrscheinlichkeit höher, auf einen gewaltbereiten Patienten zu treffen!

7. Wo beginnt der Schutz des Personals?
•Hier muss schon der Gebäudekomplex betrachtet werden!
•Wie sieht es mit dem Einbruchsschutz aus?
•Die Dienststelle "Kriminalprävention" gibt kostenlose Tipps und benennt Firmen, die sich mit Einbruchsschutz auskennen!

8. Wie entsteht ein Konflikt?
•Augenkontakt: "Aggressiver Blick"
•Worte: "Kommunikation"
•Leichter Körperkontakt: Anrempeln - Abdrängen
•Starker Körperkontakt: Schlagen - Treten - Zustechen - Schießen
•Konflikte entstehen oft durch Missverständnisse!
•Sie sind oft die Auslöser für Aggressionen!

9. Gewalt
Was treibt die Menschen dazu, Gewalt anzuwenden?
•Gewalt als Konfliktlösung!
•Gewalt ist männlich!

10. Psychische Gewalt
10.1 Verbale Gewalt
Beschimpfen – Anbrüllen – Anschreien – Beleidigen - Fluchen – Kritisieren – Anpöbeln – Bedrohen
10.2 Nonverbale Gewalt
Drohende Mimik – drohende Gestik – Nachäffen

11. Physische Gewalt
•Körperverletzung
•Gefährliche Körperverletzung
•Schwere Körperverletzung
11.1 Tätlichkeiten
Kratzen – Beißen – Anspucken – Anrempeln – Schubsen – Schlagen – Treten

12. Sexualisierte Gewalt
12.1 Wo beginnt sexuelle Übergriffigkeit?
•Jeder Mensch entscheidet für sich selbst, wo sexuelle Übergriffigkeit beginnt!
•Ein freundliches Lächeln?
•Berührungen und „Poklatschern“?
•Ein derber Spruch?
•Anzügliche Bemerkungen?

13. Online-Plattformen
•Patienten drohen mit schlechten Bewertungen auf diversen Plattformen!

14. Warum und welche Probleme können sich mit Patienten und Angehörigen ergeben?
•Die Anspruchshaltung der Patienten nimmt zu!
•Der Patient muss lange warten!
•Der Arbeitsablauf ist nicht nachvollziehbar!
•Unter Patienten existiert eine gefühlte „Gerechtigkeitsreihenfolge“, die diese genau im Auge haben.

15. Vom Patienten zum Täter
•Täter suchen Opfer und keine Gegner!
•Aggressive Menschen können zu Tätern werden!

16. Sie werden zum Opfer!
•Du Opfer!
•Sie werden abgewertet!
•Selbst Schuld!
•Für die Medien ist der Täter von Interesse und weniger das Opfer!

17. Zeuge/Zeugin
•Andere Patienten darum bitten, sich als Zeugen zur Verfügung zu stellen.
•Bei einer Gerichtsverhandlung sind sie wichtige und für den Richter „unabhängige“ Zeugen!

18. Helfer/Helferin
Wie verhalte ich mich als Helfer?
•Sich dem Opfer zuwenden!
•Ist das Opfer in Sicherheit, dann sich wenn nötig um den Täter kümmern!

19. Was mache ich in bestimmten Situationen - Gedankliche Vorbereitung?
Menschen nach dem Aussehen bewerten?
•Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl!
•Gefühle sind immer richtig!
•Selbstschutz beginnt im Kopf!

20. Was gibt es jetzt zu tun?
Flucht – Kämpfen – Erstarren!
Flucht!
•Einer Gefahrensituation aus dem Wege gehen!
•Ist der Fluchtweg geeignet?
•Können alle Anwesenden flüchten? (Mitarbeiter/Patienten/Chef)
•Dorthin flüchten, wo andere Menschen sind!
•Tiere flüchten zur Herde!
Kämpfen
•Sich der Situation stellen!
•Kämpfen Sie niemals um Ihr Geld oder Wertgegenstände!
Erstarren
•Totstellen
Signalisieren Patienten durch ihre Körpersprache, wenn sie zum Beispiel kurz vor der „Explosion“ stehen?
•Die Mimik ändert sich, der Patient wird lauter und bäumt sich auf!
•Äußerungen wie "Wann komme ich den endlich dran?" oder "Mir reicht es gleich!"
Der Einstieg
•Stühle oder Tische werden beschädigt oder umgeworfen!
•Es wird mit Dingen geworfen.
•Liegen oder stehen dort Gegenstände, die als Waffe genutzt werden können?
•Arbeitsmittel wie Schere, Locher, Tacker, Brieföffner etc.
•Selbst das Sparschwein oder die Deko können als Wurfgeschoss genutzt werden!
Was ist ein Angriff auf meine Person?
•Was ein Angriff ist, entscheiden Sie!
•Die Distanz wird verringert!
•Distanzverletzung ist gewollt!
•Menschen kommen im Rahmen einer Diskussion immer näher.
Jetzt die Team-Mitglieder aufmerksam machen!
•Beim Gegenüber entsteht das Gefühl, dass er viele Gegner hat!
•Gibt es eventuell ein Codewort? ("Ich brauche den Ordner XY")
•Bleiben Sie nicht sitzen, sondern stehen Sie auf!
Können andere Patienten helfen?
•Patienten gezielt ansprechen und um Hilfe bitten.
•Klare und kurze Sätze.
•Unter Stress versteht der Mensch keine langen Ansprachen!
•Den Angreifer mit Namen ansprechen.
•Dies schafft Nähe und kann den Stress mindern!
Gibt es ein Notrufsystem?
•"Notknopf" - Großer Schalter!
•Nicht erst eine Tastenkombination am Computer!
Gibt es eine Sammelrufnummer?
•Wie für medizinische Notfälle, wo mehrere Kollegen gleichzeitig alarmiert werden?
Polizei Notruf 110 anrufen!
•Handy immer griffbereit um den Notruf 110 der Polizei zu wählen.
•Nicht dem Täter mit der Polizei drohen, sondern die Polizei anrufen!
•Den genauen Ort angeben, denn der Notruf kann in einer anderen Stadt auflaufen!
Übertreibung ist angesagt!
•"Das ist ein Überfall!"
•"Es ist ein Messer oder eine Pistole im Spiel!"
•Freisprechen einschalten, damit der Täter es nicht mitbekommt?
Steht der Täter mit einem Messer oder einer Pistole vor Ihnen ... dann machen Sie das, was verlangt wird!
•Wer Waffen mitführt, wird sie auch einsetzen!
Der Angreifer lässt von Ihnen ab!
•Sollten jetzt Türen knallen, dann hat sich der Angriff erledigt!
•Lassen Sie ihm eine Fluchtmöglichkeit!
•Dem Täter nicht hinterherlaufen um ihn festzuhalten oder zu fotografieren!
•Vielleicht kennen Sie ja den Namen und die Adresse!
Darf ich mich wehren?
§ 32 StGB Notwehr!
•Ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden!

21. Deeskalationstraining
•Ein Patient schreit, wenn er das Gefühl hat, nicht gehört oder gesehen zu werden.
•Schicken Sie eine „Empfangsbestätigung“ ... „Ich habe Sie verstanden!“
•Aktives Zuhören!
•Zuhören, anstatt gleich dagegen zu sein.
•Zuhören und Wünsche und Ängste erfragen.
21.1 LIMA
•Loben
•Interesse zeigen
•Mängel zugeben
•Abhilfe versprechen!
Sprechen Sie den Patienten mit "Sie" an!
•In einer Gefahrensituation sind dann Außenstehende eher bereit sich einzumischen oder Hilfe zu holen!
Begeben Sie sich nicht auf das Niveau des Patienten!
•Sie haben keinen "Erziehungsauftrag" für einen auffälligen/toxischen Patienten!
•Diese Menschen haben oft eine ganz andere Konfliktlösungsstrategie als Sie!
Bitten Sie den aufgeregten Patienten in ein Nebenzimmer und bieten Sie ihm einen Stuhl an.
•Setzt der Mensch sich hin, atmet er aus, seine Muskeln entspannen und sein Körper beruhigt sich.
Bei Sprachbarrieren sollten möglichst Muttersprachler aus dem Kreis der Kolleginnen und Kollegen hinzugezogen werden.
•Sind Dolmetscherlisten vorhanden?

22. Distanz aufbauen
•Bei unerwünschtem Körperkontakt in aller Deutlichkeit klar machen, dass Sie es nicht akzeptieren!
•"STOPP" aber dabei Ihr Gegenüber nicht berühren!

23. Selbstbehauptungstraining
•Eigene Wahrnehmungen und Gefühle verbalisieren!

24. Selbstverteidigungstraining
•Optimale Selbstverteidigung bedeutet, schadenfrei aus gefährlichen Situationen herauszukommen.
•Jede Verteidigungstechnik hat auch eine Angriffskomponente.

25. Was sind körpereigene Waffen?
•Eine Ohrfeige sorgt für Irritation!
•Die flache Hand aufs Gesicht legen und Angreifer wegschieben!
•Griff oder Stich in die Augen! - Mit dem Finger oder einem Hilfsmittel!
•Schlag auf die Nase!
•Griff oder Schlag an die Kehle!
•Ellenbogenstoß!
•Schlag mit dem Hinterkopf!
•Griff oder Kniestoß in den Unterleib!
•Tritt gegen das Schienbein!
•Fußtritte auf den Fuß!
25.1 Die Stimme als „Waffe“!
•Schreien um auf sich aufmerksam zu machen!
•Auch das muss geübt werden!

26. Darf ich Waffen einsetzen?
•Einen Waffenschein beantragen wäre eine Möglichkeit!?
•Sie werden im Krankenhaus/Arztpraxis keine Waffen zur Hand haben!
26.1 Und von diesen Waffen rate ich ab!
•Pfefferspray?
•Elektroschocker?
•Schreckschusswaffen?
Begehen Sie keine gefährliche Körperverletzung!
26.2 Diese Gegenstände wären möglich!
•Schrillalarm!
•Trillerpfeife!
•Regenschirm!
•Haarspray!
•Taschenlampe mit Stroboskopfunktion!


27. Hausverbot
•Sprechen Sie für auffällig gewordene Patienten und Begleitpersonen ein Hausverbot aus.
•"Hausfriedensbruch" kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

28. Videoüberwachung
•Eine Videoüberwachung bietet keinen absoluten Schutz, aber der Täter kann besser ermittelt werden.
•Oft wissen die Täter, dass es eine Videoüberwachung gibt!
•Rechtliche Vorgaben bezüglich Datenschutz müssen beachtet werden.

29. Hausbesuche
•Sie kennen den Patienten?
•Gab es bei dem Patienten schonmal einen unangenehmen Hausbesuch?
•Hausbesuch in Begleitung einer zweiten Person (MFA)?
•Ein Codewort für Gefahren ist eine hilfreiche Sicherheitsmaßnahme!

30. Safe-Room - Schutzraum
Falls Mitarbeiter angegriffen werden, können sie sich dort einschließen!
•Eine Tür die außen statt einer Klinke nur einen Türknauf hat.
•Nur mit einem Schlüssel oder einem Code zu öffnen ist.
•Im Raum muss ein Festnetz-Telefon sein, um zum Beispiel die Polizei zu alarmieren.

31. Sie werden bedroht?!
•Ihre private Telefonnummer sollte für Patienten nicht bekannt sein.
•Fotos auf dem Schreibtisch von Familienangehörigen oder Freuden können Hinweise auf Ihren familiären Hintergrund geben.
31.1 Auskunfts- und Übermittlungssperre
•Sie können Ihre Privatadresse und Kfz-Daten schützen, wenn Sie aufgrund Ihrer beruflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit Anfeindungen ausgesetzt sind.

32. Straftat sofort der Polizei anzeigen!
•Das Verhalten des Täters muss Konsequenzen haben!

33. Strafverschärfung wenn Ärztinnen, Ärzte und Praxispersonal angegriffen werden?
•Der Patient/Täter schaut vorher nicht ins StGB bevor er ausrastet!
•Härtere Strafen?
•Der Ruf danach verhallt oft ungehört!
•Vorhandene Gesetze reichen!?
•Wird oft als politischer Aktionismus verstanden!

34. Arbeitsunfälle
•Gewaltereignisse sind Arbeitsunfälle.
•Viele leiden unter den Angriffen. Egal ob verbal oder körperlich, sie hinterlassen Spuren.
•Sie haben ein Recht auf Hilfe nach psychisch belastenden Ereignissen!
•Sind Teammitglieder stark betroffen, raten die Unfallkassen zur Dokumentation im Unfallbuch der Praxis.
www.unfallkassen.de
35. Appell an Patienten ... bleiben Sie gelassen!

36. Appell an Sie ...
•Machen Sie Gewaltprävention zur Chefsache!
•Denn es darf aufgrund der gewalttätigen Übergriffe zu keinem Ärzte- oder Gesundheitspersonalmangel kommen!

Vielen Dank für ihr Interesse!

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